Hallo zusammen,

aus Neugier, und auch, weil es mit Lego-Teilen einige hundert Euro gekostet hätte, habe ich unlängst die für den Bau eines Modells nötigen Teile beim Klonanbieter Webrick bestellt.
Meine Erfahrungen möchte ich euch nicht vorenthalten…
Zuvor ein paar Bilder des Modells, eines Peterbilt 359 Flatbed im Maßstab 1:21,5 (das Ladegut ist nach einem Sluban-Modell entstanden, ebenfalls aus Webrick-Teilen):

Und nun zu meinem Erfahrungsbericht:

1) Bestellung und Lieferung:
Absolut unkompliziert. Auf der Webrick-Seite kann man (nach Anmeldung) die Part List seines Modells hochladen. Dann wird sofort angezeigt, welche Teile verfügbar sind, welche gerade ausverkauft und welche gar nicht im Sortiment.
Für die beiden letzten Kategorien kann man eine neue Liste exportieren, mit deren Hilfe man dann z.B. bei Bricklink die fehlenden Teile bestellen kann.
Besser geht’s nicht.
Der Bestellvorgang mit Zahlung über PayPal ist ebenfalls problemlos. Nach rund drei Wochen kam dann (von einer niederländischen Absenderadresse?!) ein großer Plastikbeutel mit den Teilen, alle noch einmal in Druckverschlusstütchen verpackt.
Fazit: Nichts für eilige Bestellungen, aber ansonsten reibungslos, keine Beanstandungen. Die Lieferung war auch vollständig, was man bei Bricklink-Bestellungen leider nicht immer sagen kann…

2) Oberflächen- und Materialqualität der Teile:
Durchwachsen. Normale Bricks und Plates sind (mit einer Ausnahme, s.u.) okay, weitgehend unverkratzt und mit intakten Ecken. Der leicht matte Seidenglanz der Teile gefällt mir sogar ausnehmend gut. Die Angusspunkte auf den Noppen sind teilweise ziemlich groß, insgesamt aber kein ernsthafter Grund zur Kritik.
Die meisten, aber nicht alle Trans-Clear-Teile sind leicht milchig, Kratzer vorhanden, aber noch in akzeptablem Rahmen (zumindest nicht schlechter als bei Lego).
Tiles haben eine etwas mattere Oberfläche als die von Lego, sind dafür aber zu 90% kratzerfrei, das gefällt mir sehr gut.
Und damit zur Ausnahme: Große Plates mit 12 oder mehr Noppen Länge sind zum größten Teil krumm und besitzen „angenagte“ Ecken und Kanten. Mein Eindruck ist, dass das Material auch insgesamt weicher ist als der Kunststoff, den Lego benutzt.
Fazit: Nicht top, nicht wirklich schlecht, aber in Anbetracht des Preises geht das auch so in Ordnung.

3) Passgenauigkeit:
Hängt von den Teilen ab. Bei Standardelementen ist die Passgenauigkeit akzeptabel – was den Versatz von vertikal gestapelten Teilen betrifft, sogar gut (besser als Lego). Allerdings bleiben zwischen aufeinander gebauten Teilen, egal ob Plates oder Bricks, immer deutliche horizontale Spalten, die ich optisch teilweise sehr störend finde. Auf die Stabilität hat das aber keinen Einfluss, die Klemmkraft ist sehr gut.
Auch die senkrechten Spalten scheinen mir größer zu sein als beim dänischen Original, das kann ich aber nicht beschwören.
Und jetzt kommt das große Aber:
Alles, was mit Clips oder Scharnieren zu tun hat, ist qualitativ einfach nur schlecht. Clips stehen teilweise nicht im korrekten 90°-Winkel zur Basis; die 2429/2430-Scharnierplatten sind verzogen (so dass beim Modell die Türen im geschlossenen Zustand schief eingepasst sind), und vor allem: die 3937/3938-Scharnierelemente sind derart schwergängig und auch von Exemplar zu Exemplar unterschiedlich hoch, dass ich sie direkt gegen Lego-Originalteile getauscht habe.
Fazit: Normale Steine und Platten sind brauchbar, aber nichts für Premium-Ansprüche. Scharniere sind einfach nur Plastikschrott.

4) Farbqualität:
Oje… Weiß und gelb gehen noch, rot ist ok, blau auch.
Alles andere ist grottig. Mit reddish brown, light und dark bluish grey hat Lego ja auch gewisse Probleme bei der Farbkonstanz, vor allem die Abweichungen bei dbg und reddish brown sind bei den Chinateilen aber extrem. Die Fotos unter Kunstlicht sind da schmeichelhaft, auf der Ladefläche kann man es jedoch ganz gut erkennen, wenn man die Bilder in meinem Flickr-Album in Originalgröße anschaut.
Und selbst schwarz changiert von tiefem Weltraumdunkelschwarz bis zu einem Anthrazitgrauton…
Fazit: Wenn es auf einheitliche Farbgebung eines Modells ankommt – Finger weg.

Und wie fällt nun das Gesamturteil aus?
Das kommt wieder mal darauf an.
Für den kurzen, preiswerten Bauspaß zwischendurch, gerade wenn - wie bei meinem Truck – das Modell vorbildbedingt ruhig etwas mitgenommen aussehen darf, sind die Webrick-Steine für mich okay. Abgesehen von den Scharnieren natürlich, aber bei allen anderen Teilen ist eine Preisersparnis von 75% schon ein Argument.
Für meine Eisenbahnmodelle allerdings, in denen jeweils rund ein Jahr Arbeit und Herzblut stecken, würde ich die Webrick-Teile nicht verwenden, da ist mein Anspruch einfach höher, egal was es kostet.
Aber letztendlich muss das natürlich jede(r) für sich selbst abwägen.
Falls ich für diese Abwägung hier ein paar Aspekte beisteuern konnte, würde mich das freuen.

Und damit soll jetzt auch Schluss sein, sonst werde ich noch Romanschriftsteller…

Beste Grüße
Sven

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