Ein Besuch bei „The Art Of Brick“
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Ist das Kunst?
Für viele ein alter Hut, für manche sogar ein rotes Tuch und kontrovers diskutiert. Daher für mich ein „Muss“, einfach schon, um mir selbst ein Bild zu machen. Die Rede ist von der weltweit tourenden Wanderausstellung des Künstlers Nathan Sawaya, die in Berlin noch bis zum 14.12.2024 gastiert. Und das, obwohl ich wahrlich kein Freund von Kunstausstellungen bin!!!
Was habe ich erwartet? Na, eine handvoll Exponate von der Art des „gelben Mannes“ (kennt man aus dem Internet; der Typ, dem Bricks aus dem Brustkasten purzeln. Interessant aber auch so naja.
In der Tat hat Nathan Sawaya in Grunde nur ein Thema: die menschliche Gestalt mit ihren vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten. Und da hat mich die schiere Menge an Variationen und Ausstellungsstücken schon stark beeindruckt.
Geordnet nach Themen –von Portraits über abstraktes Zeug bis hin zu Nachbauten antiker Skulpturen- führt einen die Ausstellung von Raum zu Raum durch die Themenbereiche.
Kunst? Oh ja. Hier zeigt ein Künstler anhand seines bevorzugten Rohstoffes, was mit unseren geliebten Bricks aus der Sichtweise eines Bildhauers bzw. bildenden Künstlers so machbar ist. Kein Marmor, keine Ölfarbe, keine Fett-Ecke. Einfach LEGO.
Mit wenigen Ausnahmen grundsätzlich alles in Maßstab 1:1, also „lebensgroß“. Schon von daher beeindruckend durch die erschlagende Masse an Bricks, die hier verbaut wurden. Und es sind zum überwältigenden Anteil tatsächlich nur Bricks und Plates, kaum irgendwelche Fliesen oder Slopes. Und alles klassisch SOT anstatt SNOT gebaut, dazu hauptsächlich monochrom.
Das spricht den Modellbauer in mir nun nicht so an; also den, der gern kleinteilige Dinge möglichst originalgetreu wiedergeben will.
Und das machte mich nachdenklich: bin ich als AFOL denn nun eher ein ingenieursmäßig tüftelnder Modellbauer oder bin ich eher schöpferisch schöngeistiger Künstler?
Kurz: es ist immer beides. Gerade mit LEGO sind wir ja den Beschränkungen unseres „Baumaterials“ unterworfen und können niemals Perfektion in maßstabs- oder farbgetreuer Wiedergabe eines Vorbilds erzielen. Ob City, Space oder Technic: immer ist künstlerische Freiheit gefragt und im Spiel.
Oder kann das weg?
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Nein. Ich ziehe das Fazit: wieder was dazugelernt. Dass man mit LEGO alles darstellen und ausdrücken kann ist keine Neuigkeit, aber die schlichte Schönheit der scheinbar simplen Objekte und Figuren in Art of the Brick ist schlicht kolossal beeindruckend. Ich konnte mich darauf einlassen, nachdem ich den Schalter im eigenen Kopf von „Modellbau“ zu „bildende Kunst“ umlegte. Auch die überhaupt nicht AFOL- sondern eher LEGO-genervte Frau an meiner Seite war schlicht begeistert. Womit bewiesen ist, dass man sich nur, wie Sawaya es vorlebt, trauen muss, seine Liebe zu LEGO auch nach außen zu zeigen, um andere mitzureißen. Dabei muss nicht immer die „große ernsthafte Kunst“ herauskommen. Jede Form der Kreativität ist Kunst mit eigener Daseinsberechtigung. Um das mit einem Zitat von Nathan Sawaya abzuschließen „Die meisten Menschen haben keinen Marmorblock zu Hause, aber ich hoffe, dass Du Dich heute ausreichend inspiriert fühlst, um ein paar LEGO Steine zu nehmen und die ausgetretenen Pfade zu verlassen“. Wenn das nur bei ein paar Leuten klappt hätten wir schon weniger gestresste Menschen um uns herum. Empfehlenswert.
Es grüßt
Euer MRKBerlin (AFOL, Berliner Steinkultur, Retrofuturist)
Michael (MRKBerlin)
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